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Donnerstag, 31. Mai 2018

Über den Wolken Berlins

Der noch wenig bekannte Filmemacher Hannes Hanssen lud vergangenen Mittwoch zur Uraufführung seiner Dokumentation »Über den Wolken Berlins« ins Thalia Kino ein. Die knapp eineinhalbstündige Präsentation löste eine kontroverse Diskussion aus.
Hanssen widmete damit seiner Heimatstadt Castrop Rauxel ein eindrucksvolles Kunstwerk, das er mit unprätendiösen Worten ankündigte.

Die versammelten Pressevertreter waren begeistert.
Der Reporter einer ansässigen Schülerzeitung stelle dabei die Frage, die wohl allen Anwesenden auf den Nägeln brannte:
»Warum heißt die Dokumentation -Über den Wolken Berlins-, wenn Berlin mit keinem einzigen Wort und keinem Bild vorkommt?«

Das süffisante Lächeln des Filmemachers war vielsagend.
»Ich habe diese Frage erwartet. Dass sie ausgerechnet von einem Schülerredakteur gestellt wird, überrascht mich!«

Es entstand eine Pause. Sekt und Schnittchen wurden aus der Hand gegeben. Hannes Hanssen wischte sich mit seinem Einstecktuch den Schweiß von der Stirn.

»Glauben Sie wirklich, sie wären alle meiner Einladung gefolgt, wenn ich meine Dokumentation -Über den Wolken Castrop Rauxels- genannt hätte?
«

Donnerstag, 24. Mai 2018

Zum Schmutzigen Löffel

»Ein kleines Bier bitte!«
Der junge Mann redete nach der Schrift. Bei uns in Passau war er schnell als Student aus Norddeutschland identifiziert und beim Viktor im »Bayrischen Posthorn« allemal.
Er brachte dem Studenten das Bier nicht. Stattdessen kam ein: »Na wartest, bis’d an Durscht host!«
Das war der Viktor, wie er leibt und lebt.

Damals als Assistenzärzte verabredeten wir uns beim Viktor, ein in Kliniknähe gelegenes Wirtshaus »Zum bayrischen Posthorn«. Nur nannte es von uns keiner so. Wir gingen zum Viktor oder zum schmutzigen Löffel. Letzteres war überhaupt nicht despektierlich gemeint. Wir alle schätzen die hervorragende Küche seiner Frau Berta. Ein ums andere Mal zauberte sie uns die besten Schmankerl zu absolut bürgerlichen Preisen. Wir alle liebten dieses urbayrische Wirtshaus mitsamt seinem Wirt Viktor und seiner Frau Berta.


Mit den Studenten hatte er so seine Problemchen. Wer zu abendlicher Stunde eine Tasse Kaffee bestellte, die er natürlich machen konnte, war suspekt. Wer ein kleines Bier bestellte sowieso.

Wir alle hatten dieses bayerische Urviech in unser Herz geschlossen. Er und seine Frau Berta umsorgten uns. Es waren herrliche Zeiten in diesem Wirtshaus.

Dann war die Ära zu Ende. Viktor legte einen Zwischenstopp »Beim Schnauferlwirt« ein und baute später im Industriegebiet Sperrwies.
Sein gleichnamiges Wirtshaus wurde wieder eine kleine Heimat für mich. Die Assistenzarztzeiten lagen weit hinter mir und die »alte Garde« von damals war Vergangenheit. Nur eines blieb, die Herzlichkeit und die Kochkünste der beiden.
Die Passauer Studenten, die gelegentlich dort aufkreuzten, wurden kritisch beäugt. Das »kleine Bier« blieb suspekt.

Auch das Wirtshaus zur Sperrwies ist Vergangenheit. Was bleibt, ist eine wunderbare Erinnerung an zwei herzliche Menschen, die mit Leib und Seele Wirtsleute waren.

Dienstag, 22. Mai 2018

Biergarten

22-05-18

Es war ja nicht gerade so, dass wir nur Flausen und Schabernack im Kopf hatten. Unser Hauptaugenmerk galt dem Studium. Das hatte allererste Priorität. Das war ja nicht mit ein paar Stunden in der Woche abgetan. Das Medizinstudium war und ist ein sehr intensives Studium, da war Aufmerksamkeit von morgens bis abends angesagt und das oft an sieben Tagen in der Woche.
Aber, so hart wir arbeiten konnten, so intensiv konnten wir auch feiern. Wobei der Alkoholkonsum bei weitem nicht an erster Stelle stand.

Irgendwann im Sommer war einer der vielen Biergartenbesuche ein Besonderer. Frohen Mutes zogen wir zu sechst hinaus in einen der angesagtesten Biergärten . Ein freier Tisch am frühen Abend war schnell gefunden. Mit dem Beginn der Dämmerung kam eine beherrschte Bedienung vielleicht Mitte Fünfzig mit wogendem Busen an den Tisch. Sie hieß Kathie, das wussten wir schon und für so manchen Fremden stand der Name auf einem Schild, das am Mieder befestigt war.
Sie nahm unsere Bestellung auf.
»Eine Limonad!« »I a!«, »a Wasser!«
Um es kurz zu machen. Es kamen vier Limonaden ein Spezi und ein Mineralwasser zusammen.
Es folgte eine Schrecksekunde vonseiten Kathies, dann der Ausruf: »Ja, seid’s jetzt alle deppert!«, dann stampfte sie davon.
Wenig später schlenderte ein unauffälliger Herr mit Trachtenanzug in unsere Richtung. In sicherer Entfernung blieb er stehen. Es war Alois, einer der Stellvertreter vom stellvertretenden Geschäftsführer und andauernder Maßkrugeinsammler.
Er kannte uns, wir waren ja nicht das erste Mal im Hirschgarten.
Er nahm Witterung auf, identifizierte uns als Stammgäste, kam näher und fing zum granteln an.
»Seid’s ihr heit alle bled?«, fragte er in waschechtem Münchnerisch.
»Warum, habt’s koa Spezi nicht?«
»Koa Spezi nicht« ist eine doppelte Verneinung und nur im bayerischen Dialekt zu finden. Aber das nur nebenbei.
Nachdem die Fronten geklärt waren und wir auf unserer Bestellung bestanden rückte er wieder ab.
Nur Kathie kam nicht mehr. Wir sahen, wie sie sich an all den anderen Tischen um uns herum zu schaffen machte, Bestellungen entgegennahm, eine Maß Bier nach der anderen an die Tische schleppte. Sie ignorierte uns!
»He Kathie, mir ham an Durscht!«, riefen wir ihr zu.
»Alles der Reihe nach, erst kommt’s Bier und dann’s Kracherl!«
»Kracherl« ist ein uralter bayrischer Ausdruck für Limonade. Im Niederbayrischen um Passau herum kennt man eine Limonad auch unter dem Namen »Chabeso«.
Aber auch das nur nebenbei.

An all den Tischen um uns herum wurden die Maßkrüge nachgefüllt. Unsere Kehlen waren trocken und unsere Lippen dürsteten nach einem Bier.
Aber wir blieben hart! Nach exakt siebenundzwanzigeinhalb Minuten stellte Kathie erst mal die vier Mineral auf unserem Tisch ab. Sonst schleppte sie an jeder Hand leicht sechs Maßkrüge. Hier lamentierte sie, das Wasser sei b’sonders schwer!

Diese Geschichte ist schon lange, sogar sehr lange her.
Nach der ersten Runde Mineral und dem anderen Zeugs stiegen wir auf echte Maßen um und sieh da, Kathi kam prompt mit sechs herrlich gefüllten Maßkrügen fast sofort an unseren Tisch.

Ähnliches erlebte ich viele Jahre später mitten in Niederbayern im »Bayrischen Posthorn« und im »Wirtshaus zur Sperrwies« beim Viktor.
Aber das ist eine andere Geschichte, die ich ein andermal erzählen will.

Montag, 21. Mai 2018

Trash


In meinem literarischen Leben gibt es Abschnitte, die quillen über von Ideen. Da entsteht fast jeden Tag eine neue Geschichte.

Dann passiert es aus heiterem Himmel ohne Vorankündigung. Plötzlich ist alles weg! Nichts geht mehr!
Das Gehirn ist wie gelähmt. Dann bringe ich keinen vernünftigen Satz zu Papier.
Es entsteht nur »Trash«. Das ist englisch und heißt übersetzt »Mist«! Das klingt einfach professioneller. Dann schreibe ich keinen Mist, sondern Trash. Das ist eine literarische Katastrophe. Es fließt nichts Vorzeigbares aus der Feder.

Das kann Wochen, ja sogar Monate dauern.

Momentan geht gerade so eine triste Zeit zu Ende. Das spüre ich. Die Gehirnwindungen kommen in Wallung. Die ersten Ideen purzeln heraus und direkt über meinen Füllfederhalter auf’s Papier. Ich komme in Hochstimmung, die triste Zeit verabschiedet sich. Plötzlich sind Ideen da, Geschichten entstehen in meinem Kopf und warten nur darauf, aufgeschrieben zu werden.