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Donnerstag, 24. Mai 2018

Zum Schmutzigen Löffel

»Ein kleines Bier bitte!«
Der junge Mann redete nach der Schrift. Bei uns in Passau war er schnell als Student aus Norddeutschland identifiziert und beim Viktor im »Bayrischen Posthorn« allemal.
Er brachte dem Studenten das Bier nicht. Stattdessen kam ein: »Na wartest, bis’d an Durscht host!«
Das war der Viktor, wie er leibt und lebt.

Damals als Assistenzärzte verabredeten wir uns beim Viktor, ein in Kliniknähe gelegenes Wirtshaus »Zum bayrischen Posthorn«. Nur nannte es von uns keiner so. Wir gingen zum Viktor oder zum schmutzigen Löffel. Letzteres war überhaupt nicht despektierlich gemeint. Wir alle schätzen die hervorragende Küche seiner Frau Berta. Ein ums andere Mal zauberte sie uns die besten Schmankerl zu absolut bürgerlichen Preisen. Wir alle liebten dieses urbayrische Wirtshaus mitsamt seinem Wirt Viktor und seiner Frau Berta.


Mit den Studenten hatte er so seine Problemchen. Wer zu abendlicher Stunde eine Tasse Kaffee bestellte, die er natürlich machen konnte, war suspekt. Wer ein kleines Bier bestellte sowieso.

Wir alle hatten dieses bayerische Urviech in unser Herz geschlossen. Er und seine Frau Berta umsorgten uns. Es waren herrliche Zeiten in diesem Wirtshaus.

Dann war die Ära zu Ende. Viktor legte einen Zwischenstopp »Beim Schnauferlwirt« ein und baute später im Industriegebiet Sperrwies.
Sein gleichnamiges Wirtshaus wurde wieder eine kleine Heimat für mich. Die Assistenzarztzeiten lagen weit hinter mir und die »alte Garde« von damals war Vergangenheit. Nur eines blieb, die Herzlichkeit und die Kochkünste der beiden.
Die Passauer Studenten, die gelegentlich dort aufkreuzten, wurden kritisch beäugt. Das »kleine Bier« blieb suspekt.

Auch das Wirtshaus zur Sperrwies ist Vergangenheit. Was bleibt, ist eine wunderbare Erinnerung an zwei herzliche Menschen, die mit Leib und Seele Wirtsleute waren.

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