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Sonntag, 26. Februar 2017

Die Einkehr

Nach einem wunderschönen Bergsteigerwochenende ging es am späten Sonntagnachmittag wieder zurück nach München.
Die Grenzstation zwischen Hinterriss und Vorderriss war unser erster Halt.


Da wir einiges an Zigaretten und Strohrum in meinem R4 gebunkert hatten, mussten wir uns ein geeignetes Versteck einfallen lassen. Die österreichischen Grenzer, allesamt Pfundskerle, kannten uns schon. Wir verweilten gerne ein paar Minuten bei ihnen, palaverten über dies und jenes, übers Bergsteigen im Allgemeinen und das Schmuggeln von Strohrum im Besonderen. Von ihnen erfuhren wir auch, ob die Deutschen drüben heute ganz besonders genau kontrollieren würden.

Wenn sie das taten, deponierten wir schon mal einen unserer Rucksäcke mit Schmuggelware bei den Österreichern zur sicheren Verwahrung bis zum nächsten Wochenende.
Ich sagte es ja schon oben, es waren allesamt Pfundskerle, die ihren deutschen Kollegen gerne mal ein Schnippchen schlugen.

Waren die Kontrollen eher lasch, verstauten wir Rum und die Glimmstängel in einer verschlissenen Segeltuchtasche und deckten sie mit unseren gebrauchten Wollsocken ab. Darüber häuften wir die Bergsteigerausrüstung. Kein einziges Mal wurden wir beim Schmuggeln erwischt.

Einmal meinte ein deutscher Zollbeamter, ob wir keine Plastiktüten für unsere stinkerten Socken hätten.

Vorbei am Sylvensteinstausee ging es hinunter nach Lenggries.

Sonntags in den frühen Abendstunden war der Rückreiseverkehr nach München chaotisch. Deshalb machten wir Halt beim Postwirt. Noch im R4 knobelten wir aus, wer auf Alkohol verzichten musste, dann ging es hinein in die urgemütliche Wirtsstube.



Mit einem »Ah, es Studenten seid’s wieder!«, begrüßte uns der Wirt. Dann ließen wir uns eine ordentliche Brotzeit schmecken und verkonsumierten so manche Halbe. Dazwischen war gelegentlich auch mal was Hochprozentiges, meist in Form von Enzian, angesagt.

Gegen 22 Uhr ging es auf die letzte Etappe nach München. Zwei Gipfelstürmer schliefen schon bald auf der nicht heruntergeklappten Rückbank meines R4 ein. Der natürlich immer noch nüchterne Fahrer fügte sich in sein Schicksal und kutschierte uns auf nahezu freier Strecke nach München.

An einem dieser Abende zeigte mir der Postwirt ein Foto.
»Kennst die?«, fragte er hinterfotzig.
Und ob ich die kannte. So erfuhr ich, dass meine Eltern seit Jahren immer mal wieder im Gasthaus zur Post abstiegen.

Dann versicherte er mir hoch und heilig, er habe gegenüber meinen Eltern mit keinem einzigen Wort unsere sonntägliche verkehrsbedingte Einkehr erwähnt.

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