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Sonntag, 26. März 2017

Im D-Zug

Ich erzählte schon von der Kneipe in der Ketzerbach, die »Zum D-Zug« hieß.
Wir waren oft dort. Es gab knusprige Hähnchen mit Pommes. Wir mochten die jungen Wirtsleute Klaus und Beate. Da passierte es schon mal, dass wir uns verhockten.

Nach so einem Abend, es war schon finster, lud ich Giselas Fahrrad in meinen Kofferraum, um sie nach Hause zu fahren.
Ich sah noch, dass hinter mir einer mit der Lichthupe blinkte. Ich dachte, der wolle auf meinen Parkplatz, deshalb fuhr ich flugs aus der Parklücke und brauste davon.

Als wir schon eine Weile unterwegs waren, bemerkte ich, dass ich meine Tasche, die ich vor dem Einladen neben meinem Kadett abstellte, vergessen hatte.
Zurückfahren wollte ich nicht, da ich schon ein paar Bierchen zuviel hatte.
Die würde schon jemand finden und abgeben, dachte ich mir. Lebensnotwendiges war sowieso nicht drinnen.

Ich fuhr Gisela nach Hause und war wenig später in meiner Studentenbude.

Am nächsten Morgen sprach ich in der Polizeiwache vor und fragte nach meiner Tasche, ob die wohl jemand abgegeben habe.

Da kam ein junger Polizeibeamter auf mich zu:
»Ah, sie waren das! Ich sah Ihre Tasche neben dem Auto und blinke Sie mit der Lichthupe an, um Sie darauf aufmerksam machen. Als sie trotzdem weiterfuhren, nahm ich die Tasche an mich und fuhr ihnen nach, aber Sie waren zu schnell unterwegs. Ich konnte Sie nicht mehr einholen!«

Nach einem erleichternden Durchatmen meinerseits stellte ich mir das Szenario vor, wie es gewesen wäre, wenn der Beamte mich eingeholt hätte. Der Führerschein wäre weggewesen.

Das war das einzige Mal, dass ich in Marburg eine Promillefahrt hinlegte. Zum Glück ging sie glimpflich aus.
In der Ketzerbach gab es jede Menge Parkuhren. Ein schon älterer Polizeibeamter kontrollierte regelmäßig, ob die Uhren noch am Laufen waren. Waren sie es nicht, verteilte er seine Knöllchen.
Vom D-Zug aus konnten wir die Straße überblicken und jedesmal, wenn der Alte kam, sprinteten wir hinaus und warfen schnell ein Fünferl oder ein Zehnerl nach.

Einmal waren wir nicht achtsam genug. Da stand plötzlich besagter Gesetzeshüter im »D-Zug« und fragte uns, ob er für uns die Parkuhr füttern oder lieber ein Knöllchen ausstellen solle.
Wir gaben ihm schnell das Zehnerl, dass er sogleich für uns einwarf.
Auf seinem Rückweg luden wir ihn auf ein Bierchen ein.
Im Dienst würde er ja nichts trinken, er könne aber mal eine Ausnahme machen.

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