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Sonntag, 12. März 2017

München in den Siebzigern

Auch in München saß in den späten Siebzigern in fast jedem Auto ein Wackeldackel hinter der Heckscheibe. Daneben versteckte sich eine Toilettenpapierrolle unter einer gehäkelten Haube.
Mein R4 hatte keine rückwärtige Ablagemöglichkeit für einen Wackeldackel.
 
Aber ich hatte immer Toilettenpapier an Bord, wenn auch ohne was Gehäkeltes drumherum.

 
Selbst einen Fuchsschwanz konnte ich nicht an einer Antenne befestigen, ich hatte gar keine. Ohne Radio wäre sie sinnlos gewesen.

So musste ich halt mit meinem halb aus der Zeit gefallenen und schmucklosen R4 ohne diese Utensilien durch München kutschieren.

Eigentlich war mir das wurscht!
Dann hatte ich eben keinen Wackeldackel und keinen Fuchsschwanz.
Es gab schlimmere Dinge in einem Studentenleben.

Schon bald wurde ich in München zum Weißbierfan.

Während meiner Studentenzeit hatte das Hefeweizen seinen Siegeszug durch die bayrischen Lande noch nicht angetreten.

Wenn man damals ein Weißbier bestellte, brachte einem die Bedienung allenthalben eine Kristall- oder Champagnerweiße mit einer Zitronenscheibe drinnen.

Heute meint der bayrische Brauerbund, Zitrone habe in einem Weizenbier nichts verloren! So ändern sich die Zeiten.

Nördlich des Weißwurstäquators war tote Hose! Da war nix mit Weißbier.
Heute kriegen Sie das Zeugs sogar am Nordpol.

Spätestens nach dem zweiten Schluck musste erst mal ein langanhaltender Rülpser rausgelassen werden.
Was für den Weißbiertrinker selbst eine Wohltat war, kam für den Nebenmann respektive Nebenfrau eher unanständig daher. Das focht aber einen gestandenen Bayern nicht an!

Im Restaurant beim Essen unterdrückte man diese Wohltat selbstverständlich, irgendwann hatte man ja doch eine Erziehung genossen.

Mein Stammlokal war das:
Das gibt es heute noch!
Die hatten Paulanerbier und auch sonst waren die zwei jungen Wirtsleute nett. Zum Futtern gab es auch was Ordentliches. Leo und Gudrun hatten ihre Gastronomie von der Pike auf, bei einer der renommiertesten Hotelfachschulen gelernt.

Dann passierte etwas, was die gesamte Gastronomie weltweit verändern sollte.
1971 kam McDonald’s nach Deutschland und ausgerechnet in die Welthauptstadt der Weißwurt.

Vis-a-vis vom Pfeufer-Stüberl eröffnete einer der ersten McDonald’s Filialen am Herzog-Ernst-Platz.
Im Angebot waren: Hamburger, Cheeseburger, Pommes, Coca Cola, Limo und Kaffee.
Der Hamburger kostete 90 Pfennig.
Bedienstete erzählten mir damals, dass sie die Kartoffel für die Pommes noch selber schälten und schnitten.

Leo befürchtete anfangs einen Umsatzrückgang in seinem Stüberl. Offensichtlich war das nicht der Fall. Es konnte sogar passieren, dass wir uns Hamburger und Pommes vom McDonald’s holten und statt einer lacken Cola ein Weißbier dazu zischten.
Damals begann eine wunderbare Freundschaft mit Gudrun und Leo.

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